Testbericht
Big Agnes Copper Spur HV UL 1 – Solozelt
Hier meine Erfahrungen:
Mehr als ein Jahr habe ich fast jede Nacht in meinem Copper Spur HV UL 1 übernachtet, bevor ich es entnervt weggeschmissen habe.
Copper Spur ist ein Solo Zelt, welches ich als absolut geräumig bezeichnen würde. Ich bin 1,72m und meine Isomatte 1,83m und ich habe genügend Platz, um zusätzlich alle meine Taschen im Innenraum zu verstauen – oder im geräumigen Vorraum.
Ein 3 Jahreszeiten-Zelt, welches ich persönlich nur bis etwa 0 Grad verwendet habe. Meistens war ich damit in den Tropen unterwegs und sehr froh über den hohen Anteil an Moskitonetz.
Die Belüftung war allerdings – trotz des Moskitonetzes – in Tropennächten oft zu wenig und ich habe immer noch zu viel geschwitzt – da kann aber das Zelt nichts dafür.
Es wiegt gerade einmal 1,08 kg und lässt sich klein verpacken. Außerdem ist es selbsttragend, was ich als extrem wichtig erachte.
Die Innentaschen empfinde ich als sehr praktisch. Super ist der Ausblick durch das Moskitonetz zum Nachthimmel.
Das Außenzelt ist extrem gewöhnungsbedürftig. Man kann es nicht ordentlich abspannen und sobald es nass ist, gibt das Material stark nach. Die Lasche um den Eingang umzuschlagen und festzuzurren ist eine Fehlkonstruktion und hält bei Regen nicht gut, da das Material nachgibt und immer wieder runterrutscht.
Die Ventilation ist durch den hohen Moskitonetz–Anteil natürlich generell gut, durch die seltsame Konstruktion der Außentüre jedoch erschwert.
Wie zu erwarten war, ist die Haltbarkeit durch das dünne UL Material deutlich kürzer, als bei herkömmlichen Zelten, ich hatte aber bis zum Schluss erstaunlich wenige Löcher im Stoff.
Die Heringe habe ich sofort durch MSR Heringe ersetzt, die sind einfach super.
Eine Unterlegplane habe ich mir im Bauhaus besorgt und würde das Zelt auch nicht ohne eine solche verwenden wollen.
Das Zelt wird ohne Ersatz–Reißverschlussschieber geliefert, welche eine spezielle Big Agnes Größe besitzen. Man kann diese nur direkt bei der Firma bekommen und das ist natürlich völlig unpraktisch.
Zumal Big Agnes sie nur innerhalb den USA verschickt. Ich habe sie mir somit über einen Amerikanischen Freund organisieren müssen, der sie mir nach Deutschland geschickt hat.
Ich weiß, dass auf der Big Agnes Seite geschrieben steht, dass sie international verschicken, das war bei mir aber nicht der Fall.
Auch gibt Big Agnes an, dass man die FixNZip Ersatzschieber nutzen kann, die ich mir zuvor extra besorgt hatte, aber auch diese funktionierten nicht.
Sechs Schieber musste ich tauschen, weil der Reißverschluss eine absolute Katastrophe ist.
Ja, ich war in Wüstenregionen unterwegs und daher hat das Zelt bei mir sicherlich durch den Sand mehr gelitten, trotzdem, ich musste den unteren Reißverschluss am Ende sogar zukleben, weil ich ihn nicht mehr schließen konnte. In malariaverseuchten Gegenden ist das kein Spaß.
Die Bänder in den Stangen leierten bei mir bereits nach sehr kurzer Zeit aus. Es hat jedes Mal bestimmt 5 Minuten gedauert, bis ich sie wieder in die Hüllen gestopft hatte, um das Zelt aufstellen zu können.
Die Stange ist mir dann nach etwa 10 Monaten gebrochen und ich versuchte, sie immer wieder provisorisch zu reparieren. Da jedoch zu viel Spannung auf den Stangen liegt, war das wirklich sehr schwer umzusetzen und nur total nervig.
Ich musste meine Radtaschen ans untere Ende des Zeltes stellen und sie so platzieren, dass das Zelt nicht in sich zusammenfiel.
Die Farbe Orange ist natürlich ohne Frage eine Katastrophe – man könnte auch gleich am Straßenrand ein Schild aufstellen – „Hallo hier zelte ich“ – da man sofort von weitem gesehen wird.
Die graue Aussenfarbe des Zeltes fand ich dagegen gut, denn es macht den Zeltinnenraum doch deutlich heller, da es viel weniger Licht schluckt als ein dunkles Grün. Ich brauchte dadurch meine Taschenlampe deutlich weniger als mit meinem Hilleberg Soulo.
Das Zelt hat mich insgesamt oft genervt und für das was es bietet ist es viel zu teuer.
Eines steht fest, für mich nie wieder Big Agnes.
Das könnte Dich auch interessieren:
Hat Dir der Testbericht weiter geholfen? Wenn ja teile ihn doch bitte mit Deinen Freunden. Danke
So schön, mal eine schonungslos ehrlichen Testbericht zu lesen. Vor allem weil der besagte Hersteller ja so gern gelobt wird. 🙂
Danke Tom, ja der wird oft gelobt und ich verstehe nicht warum und daher hier mal eine andere Sichtweise der Dinge.
Ich denke andere nutzen die Ausrüstung einfach oft viel zu kurz. Bei 2 bis 3 Wochenenden im Jahr ist die Welt eben eine andere.
Noch dazu kommt, dass viele ihre Testberichte bereits nach einer Zeltnacht schreiben.
LG Heike
hi@pushbikegirl
Hallo Heike, seit Beginn dieser Corona-Krise denke ich immer wieder an dich und frage mich ob Du noch ohne Probleme deine Tour weiter machen kannst.
Wie geht es Dir, was weisst du über diese Krise ??
hallo Heike, deine Erfahrungen als Power-Userin ist sicher kaum zu übertreffen. Kannst du sagen, wie viele Nächte die Leichtzelte im Vergleich etwa halten? Was sind die Schwachstellen?
Hallo Eberhard, welche Leichtzelte meinst Du? Allgemein oder ein bestimmtes? Das ist ja ein Leichtzelt.
Die Schwachstellen sind immer das duenne Material – alles ist auf leicht verarbeitet. Stangen und Gewebe halten diese Belastungen auf Dauer eben nicht so lange aus.
Habe ich damit Deine Frage beantwortet?
LG Heike
Moin,
Vielen Dank für den erfrischend ehrlichen und schonungslosen Bericht. Bist du jetzt wieder mit dem Hilleberg Zelt unterwegs?
Viele Grüße,
Björn
Hallo Bjoern, 🙂 Gerne.
Ja, bin ich. Das Hilleberg wäre aber fuer Afrika viel zu heiss gewesen. Das ist für die Tropen nicht tauglich.
Aber es geht nichts über mein Soulo 🙂
LG Heike
na, wenn ich es recht in Erinnerung habe, warst du bisher mit einem Exped, einem Hilleberg und dem Big Agnes unterwegs. Wieviele Nächte haben die Zelte mit gemacht?
Das Agnes ist ein Ultra-Leicht-Zelt, das Hilleberg ein Heavy-Duty-Zelt und das Exped liegt dazwischen, auch preislich. Auch deshalb wäre ein Vergleich interessant…
Das Exped war durch als ich in Südkorea angekommen bin. Das hatte ich aber schon vorher 8 Monate durch Australien dabei gehabt.
Also bis Südkorea waren es 2 Jahre. Nachdem ich am Anfang viel bei Leuten geschlafen habe, schaetze ich mal, dass ich das Zelt insgesamt mindestens 2.5 Jahre täglich genutzt habe.
Qualitaet war super, nur wuerde ich mir ein nicht selbst stehendes Zelt nicht mehr kaufen.
Hilleberg ist unschlagbar, das habe ich jetzt wieder dabei und mir damals in Südkorea gekauft und etwa 1.5 Jahre taeglch genutzt bisher, das haelt sicherlich noch ewig.
Den Rest weisst Du….
vielen Dank für die ausführliche Info. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Mein Lizard UL von 2012 habe ich tatsächlich nur an Wochenenden für 2-3Nächte genutzt. So kommt es auf ca. 30Nächte. Inzwischen musste es auch repariert werden, was von Vaude günstig ausgeführt wurde. Immerhin wiegt es nur 1kg!
Meine 4 übrigen Zelte sind nach ähnlich langer Nutzung noch gut. Sie werden auch schonend behandelt: immer mit Bodenplane und sie standen selten in der Mittagssonne…
Danke Eberhard, ja UV Licht sollte man immer vermeiden!
LG Heike
Nun ja. Wenn man so ein Profi ist, frage ich mich, wieso man so ein Zelt für den komplett falschen Einsatz kauft? Das ist kein Weltreisezelt für Dauernutzung.
Die Farbe war vor dem Kauf nicht bekannt? Sich darüber im Nachhinein zu mockieren ist wirklich albern.
Das ein extrem dünnes Material einem anderen verschleiß unterliegt und sich gerade silikonisierte Stoffe je nach Fadenstärke stark ausdehnen sollte Profis bekannt sein.
Ein Stangenbruch kommt meist vom falschen Handling bzw. fehlenden Skills bei der Wahl des Zeltplatzes. Der DAC Besitzer ist Zeltkonstrukteur und hat das Gestänge für das Copper Spur entworfen. Ein wenig Ahnung haben die schon.
Ein Leichtzelt mit minimalen Reparaturaufwand wäre ein Mid. Nicht freistehend, aber auch freistehende Zelte müssen verankert werden. Selbst die von Hilleberg.
Und fairerweise. Ein Hille Leichtzelt wird auch keine Ewigkeit halten.
Wirklich ein ärgerlicher Bericht, da kaum sachlich.
Stimmt! Zwischen orange u grün soll man schon zu unterscheiden wissen: orange im Hochgebirge fällt tagsüber im Notfall auf, grün kann man lange suchen. UL zu Standard wie empfindlicher Maserati zu robustem Käfer: Käfer läuft u läuft u läuft halt, der Maserati muss nach jeder Ausfahrt in die Werkstatt, das UL nur bei Schönwetter, das Standart bei Wind-u-Wetter. Das frei-stehende UL bei Sturm? Ich hätte darin Angst, vom Berg fort zu fliegen mit Sack-u-Pack!
Mein altes VAUDE-Standard war stabil u schwer, hielt 25 J., bis die Bodenbeschichtung zerbröselte. Das neue VAUDE-UL ist super-empfindlich u sehr gewöhnungsbedürftig, sein Innenzelt viel Luft-durchlässiger, dafür flexibler. Vorteil: VAUDE unterstützte mich, dass ich das UL auf meine Wünsche geändert habe: Clipse statt Klettbänder, reflektierende Spannschnüre, Röhrchen u Rohr für den Fall-der-Fälle.
Ko.Jo.Te aus dem Weserbergland
Danke Ko.Jo.Te,
das Zelt wird nicht in gruen angeboten, zumal ich es billig bekommen habe und deshalb trotz der Farbe zugeschlagen habe. Ich verstehe im Allgemeinen nicht, warum alles instagrammable aussehen muss. Im Hochgebirge macht die Farbe Sinn, nur nimmt kein Mensch so ein Zelt mit ins Hochgebirge.
Dein Vaude Standard hat deshalb 25 Jahre gehalten, weil du es in den 25 Jahren nur wenig benutzt hast. Jede Nacht genutzt waere es nach ein paar Jahren auch kaputt gewesen. Selbst mein sensationelles Hilleberg Soulo ist nicht mehr das was es mal war – auch ein Ferrari geht irgendwann kaputt, darum ging es bei diesem Artikel allerdings auch gar nicht.
Klar ist natuerlich, dass UL weniger Material hat und daher schneller kaputt geht. Ich kann aber trotzdem bei einem so teuren Zelt erwarten, dass die Stangen halten und ich irgendwo ausserhalb des Firmengelaendes von Big Agnes einen passenden Ersatzschieber fuer den Reissverschluss bekomme.
Das Zelt war fuer Afrika keine schlechte Entscheidung gewesen. Das Material selber war ja nach einem Jahr noch okay und hatte kaum Loecher.
Ich behandle meine Sachen sorgfaeltig.
Bis dann LG Heike
Du bist ein ganz gescheiter, eben Besserwisser
Vielen Dank für den Bericht. Werde den kauf nochmal überdenken, denn ich fand das geringe Gewicht in Kombination mit freisteehnd schon spannend. Mit den dünnen Stoffen kann ich umgehen und mehr als ca. 150-200 Nächte sind halt nicht drin, aber versagende und irreperable Reissverschlüsse sind definitiv nicht okay.
Martin
Gerne…..
LG Heike