Ich verliess Prag am 24.5. um die Mittagszeit. Aus einer Stadt herauszuradeln ist oftmals ziemlich aetzend und dauert meistens laenger als man denkt. Aber irgendwann war ich dann doch dem Verkehr entkommen und freute mich nun wieder auf einsamere Gegenden.
Es passierte die naechsten Tage nicht besonders viel, ausser dass ich am Supermarkt von einem Rentner in fliessendem Deutsch angesprochen wurde und er mich bei sich zu Hause bekochte.
Ausserdem wurde ich von 3 Jaegern zum Dachs essen in einer Huette eingeladen, die ich als Unterschlupf gegen den Regen aufsuchte. Der Dachsgulasch war sensationell gewesen, so eine Raritaet bekommt man ja auch nicht alle Tage serviert, fuer mich jedenfalls war Dachsfleisch Premiere.
Zudem wurde ich nach einem ganzen Tag Regenradeln von einer Familie aufgegabelt und durfte bei ihnen daheim im warmen Bett uebernachten.
Auf den letzten Kilometern nach Adrspach aenderte sich sowohl die Landschaft als auch die Architektur. Es wurde deutlich huegeliger und bewaldeter, das Thermometer ging bis auf 6 Grad runter. Bei dem nassen Wetter wirklich kuschelig. Die Haeuser waren nun viel mehr aus Holz gebaut, schoen bunt bemalt und oftmals gehen die Daecher bis auf die Hoehe der ersten Fensterreihen runter.
Ich erreichte Adrspach und Teplice die beiden Felsenstaedte. Wow, was eine tolle Felsenkulisse. Riesige Sandstein Felswaende ragen aus dem Wald empor. Runde, durch Erosion abgeschliffende Felskolosse in den unterschiedlichsten Formen, moosbewachsene, enge Schluchten die man durchwandern kann, filigrane Felsnadeln, Felsenbruecken und kleine Bachlaeufe fliessen durch die bizarre Felsenwelt.
Es hat etwas zauberhaftes an sich.
Ich goennte mir 2 Naechte in der Felsenwelt bevor es weiter ging.
Es regnete von nun an eigentlich nur noch. So wirklich Spass machte es dadurch nicht. Als ich die Grenze zu Polen ueberquerte war ich gespannt auf Aenderungen. Auffallend von Anfang an sind die deutlich ruecksichtsloseren Autofahrer, die Lebensmittel und Uebernachtungspreise sind hoeher und die Strassen sind deutlich schlechter als in der Tschechei.
Es war Fronleichnam und etliche Prozessionen fanden statt. Blumenstreuende Maedchen, Weihrauch wedelnde Buben, Priester, Choere und das normale Fussvolk zogen durch die Strassen.
Ich fragte nun zum 1.Mal bei Leuten nach ob ich mein Zelt im Garten aufstellen duerfte und wurde nicht abgewiesen. Am darauffolgenden Abend wurde ich sogar ins Haus eingeladen und konnte Waesche waschen, duschen, wurde zum Abendessen und Fruehstueck eingeladen und bekam sogar noch ein riesen Vesperpaket und etwas Geld mit auf den Weg.
100km im Dauerregen waren es bis Ausschwitz. Sie lohnten sich. Das Museum ist absolut sehenswert.
Es geht einen ordentlich unter die Haut. Man ist fassungslos wie Menschen solche Grausamkeiten durchfuehren koennen. Man kann nur hoffen dass so etwas nie wieder passieren wird. Auch so viele Kinder wurden Opfer dieser Massenvernichtungen. Mit checkpoint charlie in Berlin, das Aegyptische Museum in Kairo und das natural history Museum in London wuerde ich dieses Museum gleichsetzen und kann es nur jedem empfehlen es einmal zu besuchen. Es wird mich sicherlich gedanklich noch eine Weile beschaeftigen.
Es geht nun weiter nach Krakau und von dort dann in die Hohe Tatra. Hoffentlich mit etwas besserem Wetter.
Liebe Heike,
im März kann ich auch endlich Auschwitz besuchen. Es ist unvorstellbar, was Menschen sich antun können. Befremdlich finde ich das Schild, dass in meiner Muttersprache Deutsch geschrieben ist. Das die Israelis uns so mögen, bei den Dingen, die ihnen angetan wurden ist ein Wunder. Ich könnte es keinem von Ihnen verübeln, wenn sie uns auf Generationen hinweg verfluchen.
Wo immer Du bist, ich wünsche Dir eine fantastische Zeit!
Liebe Grüße von Alexander
Lieber Alexander, danke fuer Deinen Kommentar. Ja, Menschen sind grausam!
Ich fand den Besuch trotzallem absolut wichtig und interessant!
Alles Gute und DANKE und lieben Gruss aus NYS, Heike