Ein Jahr Afrika in Bildern – Teil II – mit Tipps zur Reisefotografie

Jun 11, 2020 | Afrika, Blog, Fotografie, Gambia, Ghana, Guinea, Marokko

Der zweite Teil (hier geht’s zu Teil 1) meiner Fotoserie „Ein Jahr Afrika in Bildern“.

Auch hier werde ich Euch wieder die technischen Daten zu den Fotografien mit angeben, sowie kleine Geschichten dazu schreiben, wie die Bilder entstanden sind und was ich beachte, um bessere Resultate zu erreichen.

Auch diese Bilder habe ich mit einer Olympus OM-D EM10 Mark II fotografiert. Die Objektive gebe ich jeweils mit an.

Ich möchte hier gerne nochmals darauf hinweisen, dass heute nahezu jede Kamera gute Bilder macht. Viel wichtiger als die Kamera sind gute Objektive.

Am Ende ist die Technik zweitrangig, denn der Fotograf macht die Bilder und nicht die Kamera.

Ich habe diesmal ein paar Zitate, oftmals bekannter Fotografen, hinzugefügt, weil sie mit ein paar wenigen Sätzen viel aussagen!

Viel Spaß 🙂

Gambia

f2.5 – 1/320 sec – ISO 200
Oly 75mm F1.8 = entspricht 150 mm im Kleinbildformat

Es gibt Menschen, die finden es nicht gut, wenn Köpfe oder Hüte bei einer Portraitaufnahme abgeschnitten werden. Man kann da sehr darüber streiten, denn wie immer, ist vieles Geschmackssache.

Ich bewirke damit, der Person richtig in die Augen schauen zu können. Niemand wird bei der Betrachtung durch irgendetwas Unwichtigem abgelenkt. Das Gesicht und besonders die Augen kommen voll zur Geltung. Vor allem, weil ich dabei den Hintergrund in die Unschärfe laufen lasse.

Die ersten 10.000 Aufnahmen sind die schlechtesten
– Helmut Newton –

Marokko

f5.6 – 1/800 sec – ISO 200
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90mm im Kleinbildformat

Wenn man, wie ich, um die Welt radelt und seine Follower auf Dauer unterhalten möchte, muss man sich immer wieder neue Ideen einfallen lassen, wie man sich selbst oder das Rad dabei gut in Szene setzt.

Irgendwo ist es Teil der Aufgabe während einer jahrelangen „One-Woman-Show“. Schließlich soll es ja nicht zum Einheitsbrei verkommen.

Ganz so einfach ist das dann allerdings gar nicht und irgendwann gehen einem auch die Ideen aus oder es wird einem selber irgendwann langweilig, so oft sich selbst oder das Rad zu fotografieren.

Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, warum ich in Westafrika kaum Bilder von mir selbst gemacht habe, denn ich fand die anderen Menschen viel interessanter.

Das Moderne und Morbide passt bei diesem Bild hier gut zusammen. Die Radreisende aus der großen weiten Welt zu Besuch in einem kleinen Dorf in Marokko.

Ich sah den Laden aus dem Augenwinkel und musste sofort anhalten und mein Rad davor platzieren. Der Himmel war dunkel, es regnete leicht, perfektes Licht und tolle warme Farben.

Alles passte zusammen. Keine zwei Minuten später war das Licht weg, das Bild vorbei, doch ich hatte es rechtzeitig im Kasten. Manchmal muss es einfach schnell gehen.

Buying a Nikon doesn’t make you a photographer. It makes you a Nikon owner.
– Author Unknown –

Sierra Leone

f1.8 – 1/15 sec – ISO 2500
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Ich liebe Nachtbilder. Nur mit dem vorhandenen Licht eine Szene einfangen, ohne es künstlich zu beeinflussen. Gestellte Bilder und mit zusätzlichem Licht ein Bild ausleuchten, ist gar nicht mein Ding. Ich blitze nie.

Moderne Kameras ermöglichen es uns heutzutage mit längeren Belichtungszeiten und hohen ISO-Zahlen frei aus der Hand zu fotografieren.

Ich setze ein Stativ immer nur dann ein, wenn es gar nicht mehr anders geht. Stative schränken meinen Bewegungsradius viel zu sehr ein und ich bin damit nicht schnell genug.

Ich akzeptiere das Rauschen durch die hohe ISO-Zahl und erfreue mich gerne an meinen ungestellten Nachtszenen.

The most important part of a camera is the 12 inches behind the viewfinder. I really hate it when someone looks at my pictures and says: „Wow, you have a really great camera!“
– Ansel Adams –

Guinea

f1.8 – 1/200 sec – ISO 500
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Wie immer ein Spiel mit der Tiefenschärfe. Unschärfe im Vordergrund, der Tassenrand scharf, Untertasse und Tisch wieder unscharf. Je niedriger die Blendenzahl desto geringer die Tiefenschärfe.

Wäre das gesamte Bild scharf, wäre es langweilig. Die Unschärfe bringt Spannung ins Bild und leitet den Blick auf die Tasse und deren Inhalt.

Einige werden sich vielleicht wundern, wie nahe ich an Menschen herangehe. Oftmals gewinne ich sehr schnell das Vertrauen und Leute lassen mich ungehindert fotografieren.

Ich bin extrem exotisch und interessant in solch abgelegenen Ländern und von daher eher gute Unterhaltung als ein störendes Übel mit einer Kamera. Im Gegenteil sogar, Leute sind meistens stolz und freuen sich, wenn ich sie fotografiere.

Das Bild war mit einem einzigen Auslöser im Kasten, hätte es länger gedauert, wäre sowohl sein Kaffee, als auch mein Essen kalt gewesen.

Wer als Anfänger die Gestaltungsregeln der Fotografie ignoriert, hat keinen Verstand. Wer sich aber fotolebenslang daran klammert, hat keine Phantasie.
– Detlev Motz –

Gambia

f5.6 – 15 sec – ISO 400 – Livetime
Oly 9-18mm F4.0-5.6 = entspricht 18 – 36 mm im Kleinbildformat

Mein schönster Zeltplatz des Jahres 2019. Die Paviane kamen morgens ans Zelt und schauten neugierig, was ich mache.

Um weniger Ausrüstungsgewicht zu haben, nutze ich anstelle eines großen Statives, nur ein 15 cm kleines Tischstativ. Es kann daher manchmal schwer sein, zwischen all dem Gestrüpp tief am Boden, keine störenden Pflanzen im Vordergrund zu haben.

Doch normalerweise klappt es mit ein wenig basteln am Ende doch irgendwie, wie auch bei diesem Bild. Oft braucht es aber ein paar Anläufe, bis ich alle Pflanzen, die im Weg sind, auch aus dem Weg geräumt habe.

Meistens sehe ich das allerdings erst, nachdem ich das geschossene Bild im Sucher oder auf dem Display betrachte, da es ja ansonsten in der Nacht stockdunkel ist – sowohl im Sucher, als auch in echt.

Bei Dunkelheit kann man das Bild im Sucher nämlich leider nicht klar erkennen. Erst nachdem das Bild entstanden ist, kann ich es im Sucher kontrollieren.

Im Allgemeinen, muss man sein Bild immer wieder in allen vier Ecken, sowohl bei der Aufnahme selber, als auch hinterher, kontrollieren.

Viele konzentrieren sich auf die Bildmitte und vergessen dabei, die wichtigen Ränder. Ein Foto ist immer das Gesamtbild.

Im Zelt liegt meine Stirnlampe, um damit auch das Zelt zur Geltung bringen zu können.

Optimaler wäre noch gewesen, wenn Zelt und Mond nicht in einer Linie gestanden hätten, das konnte ich aber leider nicht realisieren.

Als Aufnahmemodus habe ich Livetime gewählt. Das ist bei solch extremen Lichtverhältnissen wirklich sehr praktisch. Man sieht dabei im Display, wie das Bild langsam entsteht und kann die Aufnahme jederzeit stoppen, sobald das Bild sich so entwickelt hat, dass es für einen passt.

Der Modus erspart am Ende wichtige Zeit, welche man evtl. bei manchen Situationen nicht zur Verfügung hat. Es gibt einfach sehr oft Momente, in denen die Natur nicht auf einen wartet, bis man die Belichtung richtet hinbekommen hat. Oft ist das Spektakel schnell vorbei.

Auf jeden Fall aber kümmern sich die Menschen zuviel um die photographische Technik und zu wenig um das Sehen.
– Henri Cartier-Bresson –

Mauretanien

f2 – 1/40 sec – ISO 1600
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Wenn ich abends vor die Türe gehe, habe ich oft nur ein einziges Objektiv im Rucksack. Meine lichtstarken Objektive sind alle Festbrennweiten, ich entscheide mich daher, bevor ich los gehe, welche Optik ich an diesem Abend verwende. Lichtstarke Objektive erleichtern einem das Fotografieren in der Nacht sehr.

Nur eine Festbrennweite zur Verfügung zu haben, schult das Auge. Ich muss mich in den Blickwinkel des Objektives hineindenken und dementsprechend meine Motive auswählen. Es ist immer wieder ein Training und hilft mir oft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Manchmal ärgere ich mich natürlich auch, wenn ich eine Situation nicht so aufnehmen kann, wie ich das gerne möchte, weil mir in diesem Fall das Objektiv fehlt. Doch das kommt nicht allzu häufig vor.

Nur eine Brennweite im Rucksack zu haben, ist sogar richtig befreiend. Wie mein Lebensmotto, je weniger man besitzt, desto weniger Sorgen hat man.

First rule to be a photographer, you have to be invisible
– Sameh Talhamy –

Marokko

f4.5 – 1/125 sec – ISO 200 
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Ich saß gemütlich in einem Nomadenzelt und genoss den Tee, den die beiden Berber mir servierten. Irgendwann standen sie auf und ich hatte nur Sekunden um dieses Bild zu machen.

Gegenlichtaufnahmen haben oft das gewisse Extra. Das Licht verstärkt die Konturen und setzt das Objekt dadurch vom Hintergrund ab.

Von der Belichtung her sind Gegenlichtaufnahmen allerdings etwas schwieriger zu handhaben, weil es die Automatik der Kamera durcheinanderbringen kann. Oftmals muss man das Bild nämlich leicht überbelichten.

Wichtig bei Gegenlichtaufnahmen ist immer eine Gegenlichtblende zu benutzen. Solltet Ihr keine besitzen, müsst Ihr unbedingt Eure Hand nutzen um das Licht vom Objektiv abzuhalten. Sonst könnt Ihr die Lichteinstrahlung nicht vermeiden und ruiniert Euch das ganze Bild damit.

Wenn Du Interesse an der Fotografie hast, stelle Deine Kamera auf Manuell.

Eine Automatik ist so gut wie ein begabter Anfänger. Sie macht nichts ganz falsch, aber eben auch nichts ganz richtig.
– Alexander Borell –

Gambia

f2.5 – 1/80 sec – ISO 200
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Rahmen und Linien sind für manche grauenhaft. In diesem Fall sehe ich die farbige Türe, die unscharf im Vordergrund zu sehen ist, als eine Art Verstärkung des Blickes an.

Man wird richtig in das Bild hineingezogen und kann den Mann in Ruhe betrachten und doch hat es durch die Unschärfe und die grüne Farbe an den Rändern das gewisse Etwas.

Zum Fotografieren braucht man Zeit. Wer keine Zeit hat, kann ja knipsen
– Autor unbekannt – 

Marokko

f1.8 – 1/40 sec – ISO 1600
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Wie bereits erwähnt, liebe ich es, in der Nacht unterwegs zu sein. In den kleinen Dörfern in Marokko war auf den Straßen immer etwas los.

Angst hatte ich nie, da die Menschen extrem freundlich waren. Ich konnte somit meine Kunst voll ausleben. Ich verbrachte oft Stunden in den Gassen und fotografierte das Leben.

Unterschiedliche Lichtquellen ergeben unterschiedliche Farbtöne. Ich mag es sehr bunt in meinen Bildern.

Die Unterhaltung der Männer, eingerahmt durch die bunte Hausfassade, gibt dem Bild einiges an Informationen.

Die Männer links unten ins Bild gesetzt, nicht mittig. Durch den Anschnitt an der linken Kante kommt Tiefe ins Bild. Die Hausfassade bringt Abwechslung. Der Bildaufbau daher stimmig.

Hätte ich nur die Männer ohne die Umgebung fotografiert, wäre es kein Bild gewesen, sondern Ausschuss.

Klar war die Ausrüstung teuer und ich mache keine besseren Bilder dadurch. Aber ich habe jetzt mehr Spass an meinen schlechten Bildern.
– Heiko Kanzler –

Gambia

f5.6 – 1/1000 sec – ISO 200
Oly 17mm F1.8 = entspricht 34 mm im Kleinbildformat

Wäre das Bild beeindruckender gewesen, wenn die Kutsche in die andere Richtung gefahren wäre und man dadurch die Männer von vorne gesehen hätte?

Fahren die Männer genau wie ich in die Ferne? Oder sind sie eher auf dem Nachhauseweg?
Muss das Bild immer eine Aussage machen?

Ich hatte das Bild und die beiden Bäume gerade als Dekoration für mein Rad-Selfie entdeckt, als ich von Weitem die Kutsche anrollen sah und kurzfristig meine Bildidee änderte.

Ich schraubte in Windeseile mein Weitwinkel Objektiv auf die Kamera, positionierte mich und musste nur noch abdrücken als die Jungs vorbeifuhren. Ein Schnellschuss, wie man so schön sagt.

Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute.
– Ansel Adams –

Gambia

f2.5 – 1/200 sec – ISO 200
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Das Foto hat Symbolkraft. Keine Ablenkung im Bild, keine störenden oder vom Blick des Betrachters abschweifenden Linien oder Farben. Die Schärfe liegt genau auf dem Daumen und der Gebetskette, der Rest verschwindet in der Unschärfe.

Ein Blick genügt und jeder erkennt sofort um welche Religion es sich handelt. Manchmal ist es wichtig, punktiert eine Aussage zu machen.

Bilder sehen, ist wichtig. Aus der Gesamtszene heraus ein Detail herauspicken und alles andere ausblenden, kann aus einem banalen Bild etwas Interessantes entstehen lassen.

Bilder sehen, ist am Ende die schwierigste Aufgabe in der Fotografie. Die Technik ist nur das Werkzeug.

Bilder, welche Du gemacht hast haben Einfluss auf die, welche du machen wirst. So ist das Leben!
– John Sexton –

Marokko

f2.5 – 1/15 sec – ISO 640
Oly 17mm F1.8 = entspricht 34 mm im Kleinbildformat

Selfie im Scherenschnitt. Die Froschperspektive kommt durch den Einsatz meines kleinen Stativs. Optimal für diesen Schuss, da ich dadurch auch wirklich das Sonnenuntergangslicht bildfüllend nutzen konnte.

Es war noch hell genug, um mit einigermaßen kurzer Belichtungszeit fotografieren zu können, das heißt, ich musste mich nicht verrenken, um als Portraitierte keine Bewegungsunschärfe zu kreieren.

Man muss bei solchen Bildern immer ein bisschen basteln, also etwas Zeit mitbringen. Bedenkt dabei, je näher man am Äquator dran ist, desto weniger Dämmerungszeit hat man.

Die einzige Aufgabe einer Kamera ist es, beim Fotografieren nicht im Wege zu stehen.
– Ernst Haas –

Guinea

f1.8 – 1/50 sec – ISO 1250
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Ich kaufte in einem Geschäft etwas ein. Während ich bezahlte, wurden die Teppiche ausgerollt und Männer formatierten sich in einer Reihe.

Ich setze mich vor den Laden und aß in Ruhe ein paar der gekauften Kekse, genoss die Atmosphäre des Abends und konnte bei der mir dargebotenen Szene nicht widerstehen, heimlich auf den Auslöser zu drücken.

Manchmal muss man sich einfach unsichtbar machen oder die Kamera verstecken.

Es wird Zeiten geben, in welchen Du ohne Kamera auf dem Feld bist. Und dann wirst Du den herrlichsten Sonnenuntergang oder die schönste Szene erleben, die Du je gesehen hast. Sei nicht traurig, weil Du es nicht aufnehmen kannst. Setze Dich, versinke hinein und genieße es!
– DeGriff –

Guinea

f5 – 90 sec – ISO 400 – Livetime
Oly 9-18mm F4.0-5.6 = entspricht 18 – 36 mm im Kleinbildformat

Dieses Bild hat einige Zeit in Anspruch genommen. Kinder saßen neugierig um mich herum und standen immer wieder auf oder kamen neu dazu, während ich versuchte, mit langer Belichtungszeit mein Foto zu schießen.

Leider warfen die Kinder oft einen Schatten auf das Rad, weil die Lichtquelle hinter mir relativ tief stand und die Kleinen sich unwissend immer wieder davor platzierten. Ich fing also immer wieder von vorne an.

In der Hütte hatte ich meine Stirnlampe diesmal vor dem Zelt platziert, um nicht nur das Zelt, sondern auch die Decke der Hütte noch etwas auszuleuchten. Zudem wäre die Lampe zu hell und das Bild dadurch überbelichtet gewesen, hätte sie direkt im sichtbaren Bereich gelegen.

Wie bereits erwähnt, haben unterschiedliche Lichtquellen unterschiedliche Farbtöne. Das macht oft den interessanten Farbmix in der Nacht aus. Daher bläulich außen und innen rötlich.

Die Tatsache, dass eine im konventionellen Sinn technisch fehlerhafte Aufnahme gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.
– Andreas Feininger –

Guinea

f1.8 – 1/160 sec – ISO 500
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Ich war richtig ausgehungert, als ich in ein kleines Dorf kam und bei dieser Dame etwas zu Essen kaufte. Wie immer in Westafrika, gab es natürlich das Standardessen: Reis und Sauce.

Ich hielt ein wenig Smalltalk mit der Frau, lobte ihr Essen, ihr Kleid, bewunderte ihren Schmuck und war sehr beeindruckt von ihrer Schönheit.

Zudem freute ich mich sehr, als sie mir die Erlaubnis gab, sie zu portraitieren.

Auch bei diesem Bild habe ich darauf geachtet, dass der Hintergrund in die Unschärfe geht. Zudem habe ich den Kopf so platziert, dass die senkrechten Linien nicht stören, sondern ein Stilmittel ergeben.

Auch auf die Farben achte ich sehr. Hätte ich die Aufnahme von weiter rechts gemacht, wäre zu viel Fläche der braunen Türe ins Bild gerückt und hätte mir daher den braun-grün-weißen Linien-Hintergrund an der rechten Seite zerstört.

Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings dauern.
– Leica –

Guinea

f5 – 1/8 sec – ISO 1250
Oly 9-18mm F4.0-5.6 = entspricht 18 – 36 mm im Kleinbildformat

Mir war wichtig, die verschimmelte Decke, sowie den Dreck auf dem Boden mit ins Bild zu nehmen. Es sollte ein Gesamteindruck entstehen, wie es in den Schulen in Guinea aussieht.

Manchmal ist die Kunst in der Fotografie nebensächlich, dann zählt nur das Dokumentarische. Man muss sich auch immer wieder fragen, was will ich mit dem Bild aussagen?

Ein Fotograf sollte nie unterschätzen, wieviel Einfluss er auf den Betrachter hat. Man hat da auch eine Verantwortung, die ich persönlich sehr ernst nehme.

There are always two people in every picture: the photographer and the viewer.
– Ansel Adams –

Guinea

f2.5 – 1/160 sec – ISO 640
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Manchmal hat man einfach Glück und drei attraktive Damen spielen von sich aus mit der Kamera. Es waren wenige Sekunden, die ich hatte, um diese Szene einzufangen, denn kaum da, verschwanden die drei charmanten Damen auch gleich wieder.

Westafrika beeindruckt sehr durch die bunten Kleider der Frauen. Oftmals leben die Menschen in großer Armut. Doch schaffen die Frauen es immer wieder, sich trotz allem sehr chic und extravagant zu kleiden.

Was mich dabei am meisten beeindruckt, ist, wie sie es schaffen, unter diesen oftmals schwierigen Lebensbedingungen, so saubere Kleidung zu tragen.

In den wenigen Sekunden, die ich hatte, habe ich es geschafft, die drei Damen in eine Dreier-Konstellation zu platzieren.

Man könnte meinen, das Bild sei gestellt, ist es aber nicht.

Die Fotografie ist eine wunderbare Erfindung. Eine Wissenschaft, die die klügsten Köpfe beschäftigt — und die von jedem Trottel angewendet werden kann. Was jedoch nicht gelehrt werden kann, ist das Gespür dafür.
– Nadar –

Guinea

f3,2 – 1/250 sec – ISO 500
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Es gibt den Spruch: „This is Afrika“ und genau das passt zu diesem Bild. Gut gelaunte, bunt gekleidete Frauen, die Reis aus einer Plastikschüssel essen und Interesse an einer weißen Reisenden haben.

Portraits gelingen, wenn ich auf Menschen eingehe. Wenn ich sie anspreche, sie schätze, lobe oder mich in irgendeiner Weise mit ihnen beschäftige.

Erst dann verlieren sie die Scheu vor der Kamera, öffnen sich mir gegenüber, erlangen Sicherheit und Vertrauen und freuen sich am Ende sogar sehr, dass ich sie fotografiere.

Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung, der Profi sorgt sich ums Geld und der Meister sorgt sich ums Licht.
– Georg IR B. – 

Sierra Leone

f3,5 – 1/400 sec – ISO 200
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Tiefenschärfe. Der unscharfe Stamm im Vordergrund bringt Tiefe ins Bild. Tiefe bringt immer Spannung und sollte, wenn möglich, Teil eines Bildes sein.

Fotografieren ist nicht schwierig, solange man nichts davon versteht.
– Auto unbekannt –

Sierra Leone

f5 – 1/500 sec – ISO 200
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90 mm im Kleinbildformat

Regenzeit. Drei Monate Dauerregen in Westafrika. Dunkelheit, nahezu nie Licht und Schatten. Grautöne und das Problem, die Kamera nicht aus der Tasche nehmen zu können, da sie sonst wegen der Feuchtigkeit kaputt gehen würde. Einen Schirm habe ich aus Platzgründen nicht dabei.

Unter diesen extremen Reisebedingungen, denen ich als Tourenradlerin ausgesetzt war, konnte ich nicht immer auch noch genügend Geduld fürs Fotografieren aufbringen – obwohl die Fotografie mir viel gibt und ich oftmals schwierige Momente damit kompensieren kann.

Fotografie braucht Zeit, so was macht man nicht mal eben schnell nebenbei. Man muss dabei auch in guter Stimmung sein, sonst ist man innerlich blockiert.

Natürlich wird es immer diejenigen geben, welche nur auf die Technik schaun und fragen “wie”, während andere, neugieriger Natur fragen werden “warum”. Persönlich habe ich immer Inspiration vor der Information bevorzugt.
Man Ray – 

Ghana

f2.2 – 1/60 sec – ISO 1000
Oly 75mm F1.8 = entspricht 150 mm im Kleinbildformat

Sonnenuntergangsbilder hat die Welt bereits genug gesehen und trotzdem lieben wir die warmen Farben und die Spiegelungen im Wasser.

Manchmal lohnt es sich, noch etwas länger zu warten, nämlich bis die Sonne bereits total verschwunden ist und nur das Abendrot noch in den Wolken hängt.

Ich saß auf einer Fähre und hatte somit keine Chance, mein Stativ zu verwenden, da eine lange Belichtungszeit mit dem sich im Wasser wiegenden Boot als Motiv, und der sich bewegenden Fähre nicht in Frage gekommen wäre.

Die hohe ISO Zahl wird im Bild deutlich, man könnte es als Stilmittel ansehen. In der Kunst ist alles möglich 🙂

Wir nehmen Bilder nicht mit unseren Kameras auf, sondern mit unserem Herz und unserem Verstand.
– Arnold Newman –

Ghana

f3.2 – 1/80 sec – ISO 1000
Oly 17mm F1.8 = entspricht 34 mm im Kleinbildformat

Ich hatte in der Kirche übernachtet und noch bevor ich richtig wach war, waren bereits die ersten Schulkinder in den Startlöchern und schauten durch die Fenster herein.

Es kann nervig sein, wenn ich – bedingt durch eine hohe Bevölkerungsdichte – den Menschen nie aus dem Weg gehen kann. Ich kann es aber auch positiv sehen und die Zeit nutzen, indem ich Spaß mit den Kindern habe.

Die kleinen Fenster gaben mir den richtigen Rahmen, um die Kinder in Szene zu setzen. Das Fenster und das Spinnennetz machen das Bild erst richtig interessant.

Hinter- und Vordergrund sind wichtige Stilmittel, um aus einer normalen Situation eine Interessante zu machen.

Fotografieren, das ist eine Art zu schreien, sich zu befreien … Es ist eine Art zu leben.
– Henri Cartier-Bresson –

Ghana

f2.8 – 1/400 sec – ISO 800
Oly 45mm F1.8 = entspricht 90mm im Kleinbildformat

Gezielt das fotografieren, auf das es ankommt.

Hier saßen einige Männer um das Spielbrett herum aber die Situation brachte kein wirklich schönes Bild.

Die Leute saßen zu chaotisch um die Spieler herum, was einfach kein gutes Bild ergab, deshalb konzentrierte ich mich nur auf das Spiel und die Hände der Männer.

Manchmal sind Details einfach besser und auch einfacher zu realisieren.

Man muss auch akzeptieren, dass nicht jede Situation, die man sieht und einfangen möchte, ein gutes Resultat hervorbringt. Sich dann auf Details zu reduzieren, macht oft Sinn und ist am Ende auch einfacher.

Es ist ebensowenig ein Zufall, dass der Fotograf Fotograf wird, wie es ein Zufall ist, dass ein Löwenbändiger Löwenbändiger wird.
– Dorothea Lange –

Liberia

f3.5 – 1/400 sec – ISO 200
Oly 25mm F1.8 = entspricht 50 mm im Kleinbildformat

Sauwetter hatte ich in Westafrika lange genug. Sauwetter zu fotografieren ist nicht immer einfach.

Regentropfen bildlich darzustellen, braucht etwas Übung. Ihr müsst dabei mit der Belichtungszeit spielen. Zu lange oder zu kurze Belichtungszeiten können die Tropfen nicht darstellen.

Ich verschanzte mich unter einem Dach und konnte somit das Treiben auf der Straße gut fotografieren.

Die unnötigste Frage zu einem Foto:
Mit welcher Kamera hast Du das gemacht?
– Vera UCHIMMER –

Soll ich in Zukunft weitere Fotografie-Artikel bloggen?

Sind meine Erklärungen interessant, zu einfach oder zu schwer? Ich würde mich thematisch gerne auf den Bildaufbau konzentrieren und weniger detaillierte Erklärungen bezüglich der Technik abliefern.

Hast Du Interesse?

Also los – her mit Deinen Gedanken, Wünschen und Anregungen für den nächsten Fotoartikel. ?

 

Übrigens, möchtest Du eine Postkarte von meinen eigenen Bildern erhalten?

Wenn Du meine Arbeit an diesem Blog wertschätzt und mir dafür eine Unterstützung geben möchtest, dann klicke einfach auf das Lagerfeuerbild. Ganz lieben herzlichen DANK 🙂

Teilen macht Spass – lieben DANK 😉

23 Kommentare

  1. Moin Heike,

    klasse Bilder, ich schaue und lerne gerne von Deinen Reisebildern. Danke für die prima Infos, werden mir sicher weiterhelfen. Danke und gerne mehr davon.
    Gute Reise weiter beste Grüße
    Niko

    Antworten
  2. Liebe Heike,
    Deine Worte sind gut gewählt und ich finde, Du triffst in Deinen Aussagen den Kern der Fotografie. In einer Zeit, in der jeder mit seinem Handy knipsend, filmend und gaffend durch die Gegend rennt. Ich würde mich freuen, immer mal wieder Deine Gedanken zur Fotografie hier zu lesen.
    Liebe Grüße
    Christian

    Antworten
  3. Danke Heike für deine tollen Blogs. Ich habe jede einzelne davon genossen. Ich finde deine Fotografie-Artikel inspirierend, gerne mehr davon. Auch würde ich mich über eine weitere Postkarte freuen 🙂 Viel Freude weiterhin beim Reisen! Gruß Cinemaniac

    Antworten
    • Nicht nur deine Texte, sondern auch deine Bilder finde ich großartig. Als Hobbyfotografin würde ich mich über mehr solche Artikel freuen. Technische Details kannst du von mir aus gerne weglassen oder knapp halten. Ich finde es toll, wie nah du den Menschen kommst. Ich fotografiere fast nur Natur. Menschen traue ich mich selten zu fotografieren und beim Häuser fotografieren fühle ich mich sogar wie ein unerwünschter Eindringling …

      Liebe Grüß (ich hoffe du wirst nicht wahnsinnig im Lockdown in Südamerika…ist bestimmt eine sehr schwierige Situation…)

      Heike

      Antworten
  4. Liebe Heike,

    toller Artikel – erspart manche Fotozeitschriften-Kolumne 🙂 Das mit der Festbrennweite kann ich bestens nachvollziehen. Vor 40 Jahren hatte ich drei Festbrennweiten, wusste aber genau, welcher Ausschnitt von jedem Objektiv abgedeckt wurde. Passte es nicht, ging mal halt ein Stück vor oder zurück, passte also den Kamerastandpunkt der Szene an. Heute ist es meist umgekehrt: Passt der Standpunkt nicht, dreht man ein bisschen am Zoom und fertig ist das Bild. Dazu passt dann Dein Leica-Zitat: „Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings dauern.“

    Ich werde Dir dann mal wieder einen Kaffe überweisen (aber bitte ohne Gegenleistung)

    Antworten
  5. Hallo Heike, exzellente Tips, vielen Dank! Warum gibst du eigentlich nicht mal einen Bildband (oder mehrere) deiner wunderschönen Fotos raus? Vielleicht noch mit inspirierenden Texten dazu. Oder möchtest du nicht mal Reisevorträge machen?
    Beste Grüße,
    Sonja

    Antworten
  6. Danke für die wunderbaren, tollen Bilder, liebe Heike, die so viel zu erzählen haben; es ist wie eine eigene Reise nach Westafrika–44 Jahre später–war selber 76/77 in Ghana und es ist immer noch so bunt und prall und voller Lebensmut, trotz der einfachsten Umstände und Verhältnisse, in denen der Großteil der Menschen ihr Leben zu leben hat. Als „kleiner“ Handy-Hobby-Fotograf finde ich Deine Erklärungen und Kommentare zu den Fotos gut verständlich, realistisch und erfrischend kurzweilig.
    Alles Gute, Gesundheit und Glück, wo immer Du gerade bist, wünscht Dir….Gunter aus Laudenbach

    Antworten
  7. Gelungene Bilder, liebe Heike aber man hätte natürlich auch ein ethisch besseres Reiseziel wählen können.

    Antworten
    • Was ist denn ein ‚ethisch besseres Reiseziel‘??

      Antworten
  8. Hallo Heike

    Super, ich finde die Info’s zu den Bildern wirklich gut. Macht Lust auf „richtiges“ Fotografieren.
    Gerne wieder so ein Bericht. Den Vorschlag einen Bildband mit Kommentaren raus zubringen find ich gut.

    Bleib gesund

    Helmut

    Antworten
  9. Liebe Heike,

    Deine Bilder mit den Erklaerungen und den Zitaten gefallen mir sehr, bitte mehr davon. Ich
    bin gespannt wann dein Reiseblog weitergeht.

    Viele liebe Gruesse von Annemarie.

    Antworten
  10. Traumhaft!

    Erst dachte ich irgendwo am Anfang „das ist mein Lieblingsfoto“, aber dann bald das nächste. Und das übernächste war noch besser, und dann das da „!wow!“. Und so ging es weiter.

    Beim Chamäleon hat’s mich hingeschmissen vor Lachen. Was für eine Pose :-))

    Hammer-Fotos. Heike, du bist großartig!

    Antworten
  11. Liebe Heike,
    für mich kann es nicht genug Fotos von deiner Reise geben.

    Ich möchte gern an deinen Gedanken, der Momentaufnahme deiner Gefühle und der Motivation für das Bild teilhaben und diese dann im Kontext zu der Darstellung auf dem Bild wirken lassen.

    Die Technik dahinter ist sicher für andere interessant (ich verstehe eigentlich nichts davon)… Liebe Grüße, Andrea

    Antworten
  12. Liebe Heike,
    herzlichen Dank für die wertvollen Tipps. Deine Fotos finde ich wahnsinnig ausdrucksvoll und intensiv. Ich mag die Farben und die Geschichten, die jedes einzelne davon erzählt.
    Bei Hüten und Mützen dachte ich bisher, dass man sie auf keinen Fall abschneiden sollte – genauso wie Füße und Handy.
    Gleich Dein erstes Foto aus Gambia hat mich vom Gegenteil überzeugt. Danke für die technischen Details und die unzähligen Learnings.
    Ich fotografiere ebenfalls mit einer Olympus EM10 Mark II und möchte auf Festbrennweite umsteigen. Noch schwanke ich zwischen einem 17er und 45er Objektiv für unsere Reisen.
    An Deinen Fotos konnte ich kein System erkennen, wann Du das 17er und wann das 45er nutzt. Gibt es ein Muster, das noch nicht durchschaut habe? Welches Objektiv verwendest Du lieber?
    Liebe Grüße
    Mandy

    Antworten
    • Liebe Mandy,

      das freut mich sehr! DANKE Dir…..

      Welches Objektiv man wann nutzt haengt ganz von dem Motiv ab. Es gibt da keine allgemeine Vorgehensweise.
      Ich sehe das Bild und weiss bereits zu welchem Objektiv ich greife, damit ich das Bild zo fotografieren, wie ich es mir vorstelle.
      Das ist Uebungssache und oft auch Geschmackssache. Manche verwenden ein Weitwinken fuer Portraits – andere wiederum ein klassisches POrtraitobjektiv – das ist ein Beispiel von vielen….

      Mein Favorit ist ganz klar das 45 ! Ganz tolles Objektiv!

      Viel Spass damit …. LG und Danke fuers Interesse an meiner Arbeit…

      Heike

      Antworten
      • Danke für Deine Empfehlung, liebe Heike.
        Ich freue mich auf viele weitere tolle Fotos von Dir.

      • Gerne liebe Mandy – mit dem Objektiv hast Du bestimmt SPASSSSSS

  13. Tolle Bilder und interessante Geschichten

    Antworten
  14. Danke für deinen Beitrag, sehr schön auf eine andere (gute) Weise geschrieben ohne belehrend zu sein oder ähnlich. Ich mag deine Fotos sehr.
    Hab eine gute Zeit

    Antworten

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